Neue Perspektiven durch das Systembrett

Ungelöste Konflikte tun auf Dauer nicht gut. Oft können die Ursachen und Lösungswege aber schlicht aus der eigenen Perspektive nicht erkannt werden. Stell Dir vor, Du stehst im Labyrinth. Es ist schwer, den Weg zu finden. Hättest Du eine Kameradrohne, die Dir das Labyrinth von oben zeigt, inklusive Deines Standortes, ist die Lösung des Problems ganz einfach. Konflikte gestalten sich oft als Labyrinth von Beziehungen in verschiedenen Systemen. Systeme wie Familie, Arbeit, Freundeskreis oder Nachbarschaft. Um diese Systeme anschaulich zu machen und Deinen Klienten einen neuen Blick auf die Dinge zu ermöglichen, ist das Systembrett ein besonders mächtiges Instrument. Es kann eine Wirkung wie die Kameradrohne im Labyrinth für den Betrachter entfalten.

In diesem Artikel geben wir Dir eine Übersicht, was Du alles mit dem Systembrett anstellen kannst und in welchen Fällen Du auch Vorsicht und Fingerspitzengefühl mitbringen solltest.

Neue Perspektiven durch das Systembrett

Was bewirkt die Arbeit mit dem Systembrett?

Das Systembrett kann versteckte Konflikte sichtbar machen, zwingt Deine Klienten dazu, die Sicht von Anderen einzunehmen und zeigt Hierarchien im System auf. Lösungen werden durch die Beschäftigung mit dem Brett und gezielte Fragestellung des Coaches vom Klienten selbst gefunden.

In den unterschiedlichen Systemen, in denen wir uns alle bewegen, spielen drei Faktoren immer eine Wichtige Rolle:

1. Bindung

Wie eng ist die Bindung zwischen zwei Personen? (Bsp. Mutter zu Kind, Chef zu Angestellten, Freunde untereinander, ...)

2. Ausgleich

Ausgleich ist wichtig. Geben und nehmen müssen ausgeglichen sein und beides muss man lernen.

3. Ordnung

Wie ist die Hierarchie im System aufgebaut und warum? Fühlt sich jeder am richtigen Platz? (Wenn der ausgebildete It-Spezialist in der Firma als Fensterputzer eingesetzt wird, ist das für das gesamte System selten die sinnvollste Lösung.)

Das Systembrett kann Dir helfen bei:

  • Konflikten in der Familie
  • Streit und Stress in der Firma
  • Optimierung der Hierarchien
  • Erreichen von eigenen Zielen wie Erfolg, Gesundheit, Ausgeglichenheit
  • Aufspüren von Hindernissen oder verborgenen Ressourcen
  • Verständnis für andere Personen

Vorsichtig sein solltest Du bei:

  • Traumapatienten
  • Missbrauchsfällen
  • Kindern ganz besonders!

Mit dem Systembrett gehen wir bei Konflikten sehr in die Tiefe und spülen manchmal sehr viele verdrängte Gefühle an die Oberfläche. Wir gehen lösungs- und zielorientiert zur Sache. Nicht für jedes Problem ist diese Herangehensweise die Richtige! Du solltest vorher überlegen, ob die Arbeit mit diesem Werkzeug wirklich sinnvoll ist.

Was macht ein gutes Systembrett aus?

Ein gutes Systembrett bringt eine möglichst große Auswahl an verschiedenen, neutral gehaltenen Spielfiguren und Blöcken mit. Verschiedene Größen und Farben sind hilfreich. Auch Schnüre können die Arbeit unterstützen. Mit einem teilbaren Brett können Gräben, die zwischen verschiedenen Parteien klaffen, anschaulich sichtbar gemacht werden.

Wie läuft die Arbeit mit dem Systembrett ab?

Am Anfang steht natürlich das Vorgespräch, in dem Du Dir schon ein grobes Bild über Probleme und wichtige Personen im Leben Deines Klienten verschaffen kannst. Um möglichst viele relevante Informationen zu erlangen, lässt Du Dein Gegenüber frei sprechen und lenkst durch vereinzelte gezielte Fragestellungen in die gewünschte Richtung.

Nachdem Du einen Überblick gewinnen konntest, frage Deinen Klienten nach seinem Ziel. Was möchte er oder sie erreichen?

Wenn das Ziel formuliert ist, bietest Du an, an der Problemlösung zu arbeiten, wenn er oder sie das wünscht. 'Sollen wir zusammen daran arbeiten?'

Im nächsten Schritt bittest Du Deinen Klienten eine Frage an das System zu stellen. Diese Frage sollte möglichst lösungsorientiert sein und nicht negativ formuliert werden. Fragen wie „Wie kann ich xy erreichen?“ oder „Wie verschaffe ich mir Respekt im Berufsleben?“ sind auf Lösungsfindung gerichtet, „Warum mag mich niemand?“ Ist sehr negativ formuliert und nicht hilfreich.

Nachdem die Fragestellung geklärt ist, bitte Deinen Klienten, für die relevanten Personen entsprechende Figuren auszuwählen. Dadurch, dass zwischen verschiedenen Größen und Farben gewählt werden kann, werden bei diesem Schritt schon erste Hierarchien klar und Dir werden Ansätze für Fragen geliefert. Zum Beispiel fragst Du, warum der Klient sich selber durch eine kleinere Figur als seinen Partner oder Chef repräsentiert. Greife hierbei nicht vor, sei nur interessiert und aufmerksam. Dein Job ist nur, den anderen zum Denken zu bewegen und den Weg zur Lösung vom Staub zu befreien.

Bei der ersten Auswahl sollten möglichst nur wenige relevante Figuren gewählt werden, die zu Beginn an den Rand gestellt werden. Erinnere nochmals an die Zielfrage, die im Vorgespräch formuliert wurde. Sollte im Verlauf das Fehlen einer zusätzlichen Person auffallen, kann diese immer noch dazu geholt werden. Sei so minimalistisch wie möglich!

Wenn alle Figuren gewählt sind, bitte Deinen Klienten darum, sein System auf dem Brett aufzustellen. Dabei werden durch Abstände und Blickrichtungen der Figuren untereinander schon die Bindungen und Beziehungen zueinander sichtbar. Hier hast Du wieder Anknüpfungspunkte für gezielte Fragen („Warum schaut Person xy Dich nicht an/ steht weit weg/ ...?“). Mit teilbaren Brettern können in dieser Phase auch tiefere Gräben im System anschaulich gemacht werden.

Lass Deinen Klienten Zeit, alles so zurechtzurücken, bis er oder sie zufrieden ist. Nun stellst Du die wichtige Frage: „Was fällt Dir auf?“

Du wirst erstaunt sein, wieweit diese kleine Frage schon führen kann. Nun denkt der Klient darüber nach, warum seine Figur die kleinste/größte ist, warum bestimmte Figuren weiter weg stehen und auf wen die Blicke gerichtet sind. Dein Klient hat jetzt vielleicht zum ersten Mal eine ganz neue Sicht auf das System, welches ihn oder sie umgibt. Es kommt nicht selten vor, dass in dieser Phase schon erste Problemlösungen erkannt werden. Nachdem so die eigene Sicht beziehungsweise das eigene Gefühl der Situation dargestellt wurde, lass Deinen Klienten die Sicht der anderen Mitglieder des Systems einnehmen. „Wie fühlt sich denn XY damit, von allen angeschaut zu werden/ weiter weg zu stehen, ...?“ Achte darauf, wann sich Figuren gegenüberstehen und sich anschauen. Hier besteht oft Redebedarf. Frage nach, was Dein Klient der Person zu sagen hat, oder wie er oder sie sich fühlt. Daraufhin kannst Du dann wieder einen Perspektivwechsel einbringen und fragen, was das Gegenüber Deines Klienten gerne hätte oder wie es sich fühlt. Im Verlauf des Coachings werden die Figuren über das Brett wandern, bis für Deinen Klienten und möglichst auch sein Umfeld eine zufriedenstellende Lösung gefunden ist. Die Zielaufstellung bei einer Familie sollte zum Beispiel im Optimalfall so aussehen, dass beide Eltern zusammenstehen, mit den Kindern mittig vor sich. Dabei schauen alle Figuren nach vorne in dieselbe Richtung. Der Blick zeigt dabei an, dass alle im Familiensystem in Richtung gemeinsamer Zukunft schauen. Da unsere Systeme alle unterschiedlich funktionieren, gibt es natürlich auch nicht die universale Zielstellung. Richtig ist die Zielstellung in der Regel dann, wenn sie sich für alle Beteiligten gut anfühlt. Auf dem Weg dorthin könnt Ihr zusammen kreativ sein. Tauscht Figuren aus, nehmt welche dazu oder verändert die Blickrichtung. So unterstützt Du Deine Klienten, die Puzzleteile für sich zusammenzufügen und verschiedene Szenarien spielerisch zu erkunden.

Nicht nur Menschen bekommen ihren Platz auf dem Systembrett, auch Probleme, Hürden und Lösungen werden visualisiert

Um eine Problemaufstellung mit dem Systembrett umzusetzen, gehst Du ähnlich vor, wie bei der normalen Systemaufstellung. Dabei wird es allerdings etwas kreativer, da nicht nur Menschen, sondern auch Probleme und Lösungen oder Hindernisse einzelne Spielfiguren zugewiesen bekommen. Dabei bietet es sich an, nicht die normalen Figuren zu nutzen, sondern zum Beispiel eckige Steine, die als Hindernis im Weg liegen.

Eine typische Grundaufstellung sieht beim Umgang mit speziellen Problemen wie folgt aus:

  1. Figur des Klienten/ der Klientin auswählen
  2. Zielfigur bestimmen (Ziel auch auf einem Zettel notieren)
  3. Figur für eine übersehene (unbekannte) Ressource einbringen
  4. Ein Hindernisblock (dieser muss noch nicht zwingend näher definiert sein, im Verlauf wird das Hindernis einen Namen bekommen z.B. Angst, Hemmungen, Überforderung,...)
  5. Eine Figur, die repräsentativ für anstehende Aufgabe steht, damit das Ziel erreicht werden kann. (zum Beispiel mehr Vertrauen in Xy haben. Bestimmte Dinge regelmäßig erledigen, ...)
  6. Eine Figur steht für den sekundären Gewinn. Damit ist der Gewinn gemeint, der dem Ziel im Weg steht. (z.B. Von allen gemocht werden wollen und immer da zu sein, um Zuneigung zu bekommen, dafür aber eigene, tiefere Bedürfnisse zu ignorieren.)

Mit dieser Aufstellung kann nun kreativ gearbeitet werden:

  • „Was wäre, wenn das Hindernis nicht da wäre?“
  • „Wer könnte helfen, Hindernisse wegzuräumen?“
  • „Auf welche Ressourcen kann zugegriffen werden?“

Du hast noch kein Systembrett?

Du siehst, das Systembrett ist ein mächtiges Werkzeug, um Probleme und Missstände im Beziehungsgeflecht Deiner Klienten aufzudecken und zu bearbeiten. In unserem Shop findest Du ein besonders vielseitiges Familienbrett, welches sogar teilbar ist, um Gräben zu simulieren und Dir eine breite Auswahl an Figuren in diversen Größen, Formen und Farben zur Veranschaulichung der Systeme bietet. Auch farbige Schnüre haben wir Dir dabei eingepackt, die Dir helfen können, Bindungen zwischen einzelnen Personen im System darzustellen oder das Brett in verschiedene Zonen aufzuteilen. Hier gehts zum Systembrett!

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