Der Chef erzählt, wie kleine Holzfiguren sichtbar machen, was in Meetings oft unausgesprochen bleibt – und warum genau das sein Denken verändert hat.
Ich geb’s zu: Als Chef bin kein Freund von Workshops.
Ich mag klare Ansagen, Excel-Tabellen, Ergebnisse.
Und dann kommt meine Teamleiterin Lisa rein, mit einem Beutel in der Hand.
„Chef, wir machen heute was Neues.“
Ich ahne Schlimmes.
Aus dem Karton purzeln bunte Holzfiguren – 32 Stück.
Bunte Systembrett Pro Figuren von ideen.kollektiv, sagt sie begeistert und schiebt mir den Beutel rüber.
Ich denke: Aha. Holzspielzeug für Erwachsene.
Sie sagt: „Wir wollen Strukturen sichtbar machen.“
Ich sage: „Ich sehe Strukturen. Auf dem Konto.“
Sie lacht. Ich nicht.
Der Beginn des Chaos in Farbe
Lisa verteilt die Figuren: Rot, Blau, Grün, Gelb.
„Jeder sucht sich eine aus, die zu seiner Rolle passt.“
Ich greife nach Rot – logisch. Chef.
Jens nimmt Blau, Britta Grün, und die Praktikantin Marie greift Gelb.
„Warum Gelb?“ frage ich.
„Weil’s hübsch aussieht“, sagt sie.
Das war der Moment, in dem ich merkte, dass dieser Workshop gefährlich ehrlich werden könnte.
Jede Figur hat einen Kartenschlitz, indem man eine Karte plaziert.
Dann legt Lisa Karten aus: Verantwortung, Kommunikation, Motivation.
„Schreibt drauf, wie ihr euch seht.“
Ich schreibe: „Leitung“.
Jens schreibt: „Überfordert“.
Britta schreibt: „Teamgeist“.
Marie schreibt: „Ich wollte eigentlich malen“.
Das Team lacht. Ich auch. (Ein bisschen.)
Das System spricht
Nach zehn Minuten steht unser Büro als Miniatur auf dem Tisch:
Ich (Rot) stehe weit vorne, einsam.
Das Team (bunt) klebt in einer Ecke zusammen.
„Das ist spannend“, sagt Lisa.
Ich sage: „Das ist beunruhigend.“
Und dann tut sie was Unverzeihliches: Sie verschiebt mich näher ans Team.
„Das fühlt sich falsch an“, sage ich.
„Genau“, sagt sie, „falsch ist das System.“
Die Figuren reden nicht, aber sie zeigen alles.
Wenn Holz ehrlicher ist als Worte
Ich schwöre: Diese kleinen, bunten Figuren haben mich in 20 Minuten mehr über mein Team gelehrt als drei Jahre Quartalsberichte.
Rot will führen, aber auch dazugehören.
Blau will Ruhe, aber wird übersehen.
Grün vermittelt, Gelb lacht, und alle zusammen wirken wie eine Jazzband ohne Dirigent.
Dann kommt der magische Moment: Lisa sagt, wir sollen Positionen tauschen.
Ich gehe in die Mitte.
Jens rückt nach vorne.
Plötzlich fühle ich mich … erleichtert.
„Chef, Sie sehen entspannter aus“, sagt Britta.
Ich überlege kurz, ob ich die Figur behalten darf.
Farben mit Nebenwirkung
Ich hätte nie gedacht, dass Farben so viel sagen.
🔴 Rot = aktiv, führend.
🔵 Blau = reflektierend, ruhig.
🟢 Grün = verbindend, Teamgeist.
🟡 Gelb = kreativ, spielerisch.
Und ich? Ich war die Mischung aus allem – ein Farbkasten mit Stresspickeln.
Jetzt sehe ich: Meine Chefrolle war nur eine Farbe von vielen.
Und das Brett zeigt nicht, wer vorne steht, sondern wer verbunden ist.
Das gefällt mir. (Ein bisschen.)
Der Tag danach
Ich komme ins Büro.
Das Figuren steht noch da.
Jens hat die Figuren umgestellt.
Ich: „Was ist das?“
Er: „Das neue Wochenziel.“
Ich: „Was?“
Er: „Zusammenrücken.“
Ich nicke. Kein PowerPoint, kein Meeting. Nur einige Holzfiguren – und plötzlich verstehen alle, was zu tun ist.
vom Skeptiker zum Fan
🎨 Die Farben (Rot, Blau, Grün, Gelb) basieren auf gängigen Kommunikationsmodellen – wirken aber auch ohne Psychostudium.
🧩 Jede Figur hat einen Kartenschlitz. Da stecken wir unsere Rollen rein – und unsere Egos gleich mit.
💬 Das Systembrett kommt aus Therapie und Coaching. Heute ist es ein Antistress‑Tool für Führungskräfte mit zu vielen E‑Mails.
💪 Die Figuren sind aus Buchenholz. Stabiler als manche Chefentscheidung.
Fazit – Ich geb’s zu
Ich kam als Chef. Ich ging als Spielfigur mit Erkenntnissen.
Und das war gut so.
Weil man erst sieht, wie ein System funktioniert, wenn man es vor sich ausbreitet.
Seitdem sage ich bei jedem neuen Projekt:
„Leute, bevor wir das besprechen – holt die Figuren!“
