Interview mit Philip Bandholtz - Host des ideen.kollektiv Videokurses und des Podcast "Club der Väter"

Interview mit Philip Bandholtz - Host des ideen.kollektiv Videokurses und des Podcast

Philip ist Host des ideen.kollektiv Videokurses und des Podcast “Club der Väter”. Er ist bekannt auf social Media, aus Auftritten im ZDF und in vielen anderen Podcasts. Mit der Expertise aus seiner Tätigkeit als Systemischer Coach und Berater für Familien und vor Allem Väter, macht er sich auf die Suche nach der Frage, wie die Vaterrolle in modernen Familien aussehen sollte.

 

 

Stell dich erst mal vor für alle, die dich noch nicht kennen.

Hallo zusammen, mein Name ist Philipp Bandholz und ich bin Coach für Väter. Ich bin Autor, Speaker, Coach und Trainer, arbeite jetzt seit sechs Jahren mit Vätern, bin seit acht Jahren selbst Vater und habe vor etwas über zwei Jahren den Club der Väter gegründet und habe mich der Mission verschrieben, Vätern dabei zu helfen, ein glückliches, harmonisches, stabiles Familienleben zu führen, von dem sie immer geträumt haben.

 

Welche Verbindung hast du zu ideen.kollektiv?

Ich kenne einen der beiden Co-Founder Sebastian Hagenbruch schon seit ungefähr zehn Jahren. Wir haben früher zusammen Musik gemacht und als ich dann die Ausbildung zum systemischen Coach gemacht habe, hat er zeitgleich angefangen, Systembretter zu entwickeln. Das war Zufall, aber hat uns dann wieder zusammengeführt und ich habe dann für ideen.kollektiv einen Einführungskurs gemacht für Menschen, die sich für das Systembrett interessieren, um zu erklären, wie man damit arbeiten kann. Ich nutze seitdem selbst die Systembretter und andere Tools von ideen.kollektiv und gebe hin und wieder mein Feedback zu diesen Produkten, um zu helfen, diese weiterzuentwickeln und bin insgesamt großer Fan von der Arbeit, die ideen.kollektiv macht.

 

Du hast eine bemerkenswerte Reise als Vatercoach hinter dir. Was hat dich ursprünglich dazu motiviert, diesen Weg einzuschlagen?

Die meisten Entscheidungen, die radikal sind, entstehen aus großem Druck oder großem Schmerz. Bei mir war es Letzteres. Das, was die Reise bei mir in Gang gebracht hat, war die Scheidung meiner ersten Ehe. Diese Erfahrung war sehr schmerzhaft für mich und ich habe mir geschworen, dass mir das niemals wieder passiert. Heute weiß ich, dass diese Motivation nicht unbedingt gesund ist, aber sie ist auch sehr kraftvoll und so habe ich mich über Jahre in das Thema reingekniet und alles gelernt, was ich lernen konnte und was ich in die Finger bekommen habe zum Thema Mann-Frau-Dynamik und Vaterschaft. Mittlerweile bin ich glücklich verheiratet und habe eine weitere Tochter mit meiner zweiten Frau und ich freue mich auf weitere Kinder in den nächsten Jahren.

 

Ein wichtiges Thema ist bestimmt auch die Balance zwischen beruflichen und familiären Verpflichtungen. Welche Strategien empfiehlst du Eltern, diese Balance zu finden und zu halten?

Der wichtigste Punkt, der zuerst einmal genannt werden muss, ist Achtsamkeit. Und ich meine damit nicht irgendein spirituelles Blabla und in die Kerze gucken, sondern ich meine damit, dass man auf sein Bauchgefühl hört und einen Zugang hat zu seinem Körper und zu seinen Gefühlen, um zu verstehen, wann man zu viel arbeitet, wann man zu wenig Zeit mit den Kindern verbringt oder einen wichtigen Aspekt des eigenen Lebens vernachlässigt. Es braucht eine ständige Aufmerksamkeit, zu verstehen, welcher Teil der Familie oder des Lebens gerade vernachlässigt wird. Und irgendeiner ist es fast immer. Ich beschreibe Familie aus Sicht eines Vaters manchmal wie eine riesengroße Seifenblase, die durch einen Raum schwebt. Und ich habe die Aufgabe, dass diese Seifenblase keine Wand berührt. Ich muss also immer schauen, von welcher Seite ich ein bisschen schiebe oder puste, damit mein System wieder in Stabilität gerät. Also beispielsweise, wenn ich jetzt viel Zeit mit einer Tochter verbringe, weil sie das gerade braucht, vernachlässige ich dabei eventuell ein kleines bisschen meine Frau. Richte ich dann den Fokus auf meine Frau, merke ich, dass mein Job ein kleines bisschen zu kurz kommt, dann konzentriere ich mich wieder viel auf die Arbeit, weil ein wichtiges Projekt ansteht und dann merke ich, dass die zweite Tochter mich gerade braucht und so weiter. Ich brauche also Aufmerksamkeit und echte Präsenz, wirklich diese Erkenntnisse zu haben, und zwar am besten, bevor es irgendjemand anders in meiner Familie merkt oder es zu Konflikten oder echten Problemen kommt. Ich nenne das das Frühwarnsystem. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Leitsatz: Qualität geht über Quantität. Es ist also weniger wichtig, ganz viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen, als wirklich voll präsent zu sein, da zu sein, wenn ich Zeit mit meiner Familie verbringe. Lieber verbringst du eine Stunde ganz intensiv und mit voller Aufmerksamkeit, ohne Handy und Ablenkung, mit deiner Frau als drei Stunden neben ihr zu sitzen, während du ständig mit irgendwelchen anderen Dingen beschäftigt bist. Also für Männer, die viel beschäftigt sind, gilt dieser Leitsatz erst recht. Und auch für Männer, die normal oder wenig beschäftigt sind, ist es wichtig, sich Auszeiten zu nehmen, Zeit für sich zu nehmen und Energie zu tanken, um dann wieder voll präsent und mit ganz viel Fokus bei der Familie zu sein.

 

Deine persönliche Geschichte zeigt, dass du selbst schwere Zeiten durchgemacht hast. Wie hat diese Erfahrung deine Sicht auf Familien-und Partnerschaftsfragen geprägt?

Nichts hat meine Sicht auf diese Fragen mehr geprägt als meine eigene Trennung, denn ich hatte ganz viele Fragen: Wie konnte es dazu kommen? Was habe ich falsch gemacht? Und so weiter. Und all diese Fragen wurden beantwortet. Die entscheidende Erkenntnis war für mich, dass es für eine Beziehung unerlässlich ist, die Dynamik zwischen einem männlichen und einem weiblichen Teil der Beziehung zu verstehen. Das gilt auch für homosexuelle Paare. Da jetzt wirklich tief drauf einzugehen, würde hier zu weit führen. Dafür kann man den Club der Väter-Podcast hören oder dem YouTube-Kanal folgen. Aber zu verstehen, dass Frauen im Schnitt anders denken als Männer und zu verstehen, wie meine Frau denkt und tickt und wie ich denke, das hat für mich dazu geführt, dass ich beispielsweise seit fünf Jahren keinen Streit mehr geführt habe. Kleine Anmerkung dazu: Wir diskutieren und wir haben Konflikte. Aber Streit ist emotional, nicht zielführend und energieraubend. Und solchen Streit habe ich jetzt seit fünf Jahren nicht mehr, weil ich verstehe, dass es meiner Frau überwiegend um das Gefühl geht, das sie mit bestimmten Situationen hat, während ich dazu tendiere, die Dinge eher rational, logisch und auf der Sachebene zu betrachten. Diese Erkenntnis, sich auf den anderen voll und ganz einzulassen und zu verstehen, die andere Person in der Beziehung komplett zu verstehen, hat mein Leben für immer verändert.

 

Kannst du ein konkretes Fallbeispiel aus deiner Coachingpraxis teilen, in dem das Systembrett eine entscheidende Rolle gespielt hat?

Mit dem Systembrett kann man sehr gut versteckte Dynamiken in Familien oder auch in Unternehmen sichtbar und damit bewusst machen. Ich könnte hier hunderte Beispiele nennen, aber ich werde mal ein idealtypisches nehmen: Klaus hatte große Probleme damit, sich zu entspannen. Er hat immer das Gefühl gehabt, zu wenig zu tun, egal wie viel er getan hat, und darunter hat seine Familie sehr gelitten. Er konnte sich auf die Zeit mit seinen beiden Söhnen kaum einlassen und diese genießen, weil er immer noch im Kopf hatte, ganz viele Dinge für den Job oder im Haushalt erledigen zu müssen. Das wurde zur großen Belastung für ihn und er stand nach eigener Aussage kurz vor einem Burnout. Wir haben uns das Thema dann mit dem Systembrett angeschaut und nach einem intensiven Vorgespräch seine Familie und seine beiden Eltern aufgestellt. Also seine Frau, seine beiden Söhne, ihn, seine Mutter und seinen Vater. Es wurde deutlich, dass sein Vater sehr nahe an ihm dranstand, und wir haben durch Fragetechniken die Situation analysiert, um herauszufinden, warum die Figuren so stehen, wie sie stehen. Seine Söhne und seine Frau standen sehr weit weg von ihm und waren ihm nicht zugewandt. Das Ergebnis war seine Erkenntnis, dass er unbewusst heute immer noch probiert, die Erwartungen seines Vaters zu erfüllen, der mit ihm nie zufrieden war. Er wurde früher sogar noch kritisiert, wenn er eine Eins oder eine Eins minus in der Klassenarbeit nach Hause gebracht hat. Und der Vater hat den Fokus immer nur auf die Dinge gelegt, die er noch hätte besser machen können. Auf dieser Grundlage konnten wir dann ein erfolgreiches Coaching beginnen und den Lösungsprozess vom Vater gestalten, sodass er es heute schafft, sich zu entspannen, Aufgaben auch mal liegen zu lassen und Situationen mit seinen Kindern aktiv zu genießen. Die Beziehung zu seinem Vater ist auch deutlich besser geworden, weil er es geschafft hat, da mehr Entspannung reinzubringen.

 

Du bist ja auch im weitesten Sinne ein Experte für zwischenmenschliche Kommunikation. Was ist deiner Meinung nach wichtig, damit sich die Kommunikation innerhalb einer Gruppe, wie einer Abteilung, Schulklasse, einer sozialen Einrichtung oder Familie, verbessert? Wo ist der gemeinsame Nenner?

Hier könnte ich jetzt ganz viele Punkte nennen, aber ich werde mir mal einen ganz wichtigen aussuchen. Und im Grunde steckt die Antwort schon in der Frage, nämlich der gemeinsame Nenner. Ganz wichtig für eine Gruppe ist es, einen gemeinsamen Nenner zu finden und dieser sollte eine Vision sein. Wenn in einer Gruppe allen Gruppenteilnehmern, Systemmitgliedern klar ist, warum diese Gruppe tut, was sie tut, wo sie sich hin entwickeln will, was die Richtung ist und dort Einigkeit herrscht, dann ist das die Basis aller Kommunikation. Und das Problem ist, dass dieses große Ziel, die übergeordnete Vision einer Gruppe, schnell aus den Augen verloren wird und man sich im Klein-Klein verliert. So streiten meine Klienten häufig mit ihren Frauen über die unaufgeräumte Küche, obwohl es eigentlich um ein generelles Vertrauensproblem geht oder das Gefühl, nicht gesehen zu werden. Die Diskussion über die Küche kann dann auch mit den besten Kommunikationstools nicht positiv geführt werden, weil wir den Kern des Problems verstehen müssen.

 

George Bernard Shaw sagte einmal: „Das größte Problem bei der Kommunikation ist die Illusion, dass sie stattgefunden hat“. Kannst du uns ein paar Beispiele aus deiner Praxis geben, die dieses Zitat lebendig machen und zeigen, wie solche Missverständnisse entstehen und wie man sie überwinden kann?

Ich würde das Zitat von George Bernard Shaw ergänzen und sagen: „Das größte Problem bei der Kommunikation ist die Illusion, dass sie abgeschlossen ist.“ Denn Kommunikation findet rund um die Uhr statt. Die Partnerin, die mir den Rücken zuwendet, der Partner, der aufs Handy schaut, während sie mit ihm redet. Das ist Kommunikation und diese findet rund um die Uhr statt und nicht nur, wenn wir miteinander reden. Wichtig zu verstehen ist, dass solche Verhaltensweisen zu Verletzungen führen, die meistens unausgesprochen bleiben und dann in der nächsten Streitsituation in Form von Gefühlen, Wut beispielsweise, hochkommen. Am besten ist es, wenn wir es schaffen, diese Dinge, Verletzungen, Schmerz, teilweise auch Angst, diese negativen Gefühle, die in solchen Momenten entstehen, zu fühlen und wahrzunehmen und uns bewusst zu machen und dann mit ihnen zu arbeiten, sodass wir in der nächsten Streitsituation ruhig bleiben können und einen Konflikt auf sachliche und ruhige Art und Weise lösen können, ohne dass es zum Streit kommt, der emotional und meistens nicht zielführend ist.

 

Danke für deine Zeit und deinen wertvollen Input! Zu guter Letzt würde uns noch interessieren, was sind die Pläne und Visionen deines Coachings und wie möchtest du in Zukunft gerne Väter und Familien unterstützen?

Ich bin mit meiner Arbeit ja spezialisiert auf Väter. Das bedeutet, wir vom Club der Väter helfen Vätern dabei, ihre Beziehungen zur Frau und zu den Kindern auf ein optimales Niveau zu bringen. Und erst mal geht es darum, mehr Vätern zu helfen, mehr Väter zu erreichen, weil wir sehen, welch großartige Ergebnisse unsere Teilnehmer erzielen. Da wollen wir also auf jeden Fall mehr Vätern den Zugang zu unserer Arbeit ermöglichen. Dazu kommt beispielsweise mein Buch raus in den nächsten Monaten, da wird gerade noch am Cover gearbeitet. Wir erarbeiten gerade auch ein Coaching-Programm für Mütter, was eine gute Ergänzung ist, sodass wir auch mit Paaren gut arbeiten können. Und dann schauen wir einfach mal, wie das Ganze weitergeht. Im Moment passiert hier sehr, sehr viel. Ich ziehe jetzt hier in ein Büro bei mir in der Straße und fange an, mir ein Team aufzubauen. Also eins nach dem anderen. Dazu kommt natürlich, dass meine Familie, meine eigene Familie, noch weiter wachsen darf. Wir planen gerade, noch ein weiteres Kind zu bekommen.

 

Hier geht es zum kostenlosen Videokurs „Nie wieder streiten“: https://kurs.philipbandholtz.de/

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